Vor einigen Jahren hatten Wendelin Munter und ich die Angewohnheit, Touren, die relativ weit weg von unseren ostösterreichischen Domizilen entfernt waren, in einem Tag ohne irgendwelche Übernachtungen zu machen. Wendelin war der stärkere Kletterer, ich war lange Autofahrten von Berufs wegen gewöhnt und daher in dieser Disziplin sehr ausdauernd. Aus dieser Konstellation der Kräfte ergab sich ganz von allein eine ebenso natürliche wie fruchtbare Arbeitsteilung: Wendelin führte die Tour und ich war für Hin- und Rückfahrt zuständig. Auf diese Manier kamen wir zu einer erklecklichen Anzahl von schönen Bergfahrten.
Einer dieser Ausritte führte uns ins Steinerne Meer zum Sommerstein, wo wir die SW-Wand auf der klassischen Führe von Rigele, Zangerle und Schifferer aus dem Jahr 1921 ins Auge gefaßt hatten. Irgendwann in der Nacht brachen wir also mit dem Auto von daheim auf und starteten schon frühmorgens vom Parkplatz in der Stabler Au bei Maria Alm.
Der Aufstieg über den Ramseidersteig war schön, nicht sehr lang und am Morgen noch angenehm kühl. Der Sommerstein, ein wuchtiger Felsklotz, rückte immer näher und relativ bald hatten wir den Einstieg erreicht.
Der Routenverlauf war uns ziemlich klar, da wir ein Wandfoto dabei hatten und ihn schon während des Zustiegs einigermaßen studieren konnten.
Zunächst ging es eine Seillänge leicht bis zum Beginn des Querganges mit abschließendem kleinen Überhang, der Schlüsselstelle der Tour. Dieser erwies sich als leichter als erwartet.
Die etwas schwindligen Haken setzten wir aus wohlverstandenem Eigeninteresse lieber keiner unnötigen Belastungsprobe aus. Mittlerweile hatte auch die Sonne die Wand erreicht. In recht steilem Vierergelände erreichten wir nach weiteren fünf Seillängen die Höhle im oberen Wanddrittel.
Dort rasteten wir und genossen die herrlichge Aussicht nach Süden auf die hohen Tauern, bevor wir noch das letzte Stück zum Gipfel kletterten.
Das herrliche Gipfelpanorama genossen wir nicht allzu lange, da ein Stück weiter unten die sonnige Terasse des Riemannhauses mit einem guten kalten Bier eine erhebliche Anziehungskraft ausübte.
Während des Talabstiegs beobachteten wir noch ein paar einheimische Kletterer in "unserer" Tour.
Bald waren wir wieder beim Auto angelangt und machten uns an die Heimreise.
Fazit: Ein in jeder Hinsicht ausgefüllter Tag, eine schöne nicht allzu schwierige Tour in festem Fels und herrlicher Umgebung.
Details: http://www.bergsteigen.at/de/touren.aspx?ID=1258