Nostalgie: Auf Skitour in den Ötztalern 1966

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htarno
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Nostalgie: Auf Skitour in den Ötztalern 1966

Beitrag von htarno » 10. Feb 2013, 16:10

Mit dem Skifahren war das in unseren Jugendjahren eine eigene Sache: Tagestouren waren schwierig durchzuführen, da kaum einer von uns ein Auto hatte und unser Aktionsradius somit recht eingeschränkt war. So verbrachten wir unsere Wochenenden fast immer auf Schneeberg (die Zahnradbahn fuhr damals das ganze Jahr über, sodaß wir uns schon am Freitag abends auf der ebenfalls ganzjährig geöffneten Fischerhütte trafen) und Rax (dort waren die Standardabfahrten Schöller, Seilbahngraben, Lahngraben, Kesselgraben, Staudengraben und Wolfstal unsere "Arbeitsgebiete") verbrachten.

Am einfachsten schien es uns daher, in den Osterferien Überquerungen attraktiver Gebirgsgruppe durchzuführen. Wichtig war dabei, daß die Infrastruktur, d. h. das Hüttennetz, paßte und man mit relativ wenig Geld auskommen konnte. Die notwendigen Nahrungsmitteln beförderten wir im Rucksack von Hütte zu Hütte, sodaß wir Geld nur für Teewasser und Matratzenlagen brauchten.

Zu Ostern 1966 zog es uns, Herrmann Libert, Dietrich Burger und mich, erstmals in die Ötztaler Alpen.

Nach durchfahrener Nacht erreichten wir Obergurgl, das damals noch ein abgelegenes Bergdorf und noch kein bedeutender Skiort war. Dort hielten wir uns nicht lange und machten uns auf den Weg zur Karlsruher Hütte.
01 Herrmann Libert & Hangerer.jpg
Gleich hinter Obergurgl geht es hinauf zum Hochwildehaus.
Am nächsten Morgen ging es weiter zum Hochwildehaus, das wir am späten Vormittag erreichten. Eindrucksvoll, da anfangs recht steil, habe ich die Zunge des Gurgler Ferners in Erinnerung, die wir durch ein Felstor betraten.
03 Anfellen.jpg
Vor dem "Eingangstor" zum Gurgler Ferner.
04 Harald am Gurgler Ferner.jpg
Am Anfang geht es ziemlich steil über die Gletscherzunge hinauf. Das Gepäck drückte gleichermaßen auf Schultern und Gemüt. Heute ist dort fast alles abgeschmolzen.
Da es noch nicht spät war, gingen wir am Nachmittag noch auf die Hochwilde (3460 m).
11 Hochwilde.jpg
Der Gipfelaufbau der Hochwilde.
16 Blick nach Westen.jpg
Sonnenuntergang auf dem Gipfel der Hochwilde.
Am nächsten Tag ging es zunächst auf das Schalfkogeljoch(3375 m). Den Schalfkogel ersparten wir uns, da unsere Beine vom Vortag noch etwas schwer waren und er darüber hinaus keinen skifahrerischen Lustgewinn gebracht hätte und fuhren auf der anderen Seite über den Schalfferner Richtung Martin Busch Hütte, unserem nächsten Ziel, ab.
30 Harald & Dieter auf dem Schalfferner.jpg
Rast auf dem Schalfferner. Man beachte Länge der Ski und Langriemenbindung! Alles hochmodern und vom Feinsten!
Unangenehmerweise blieb uns zu deren Erreichung ein Gegenanstieg von 200 Hm nicht erspart.

Das Wetter am nächsten Morgen war wieder prächtig und so beschlossen wir, die Hintere Schwärze (3628 m) zu machen. Ein wahrhaft herrlicher Skigipfel und ohne Gepäck ein Hochgenuß!
33 Marzellferner & Similaun.jpg
Die Similaun N-Wand war damals noch eine Eiswand.
35 Hintere Schwärze.jpg
Hintere Schwärze.
Leider kippte tags darauf das Wetter und hielt uns auf der Martin Busch Hütte fest. Wir gingen noch auf den Similaun (3606 m)
42 Similaun Gipfelgrat.jpg
Gipfelgrat am Similaun.
und die Finailspitze (3514 m)
48 Gipfel.jpg
Auf der Finailspitze.
und brachen dann unsere Zelte ab, da Wettergott und Lawinensituation einfach gegen uns waren. Die übrigen Ötztaler Paradeskiberge mußten deshalb noch etwas auf uns warten, blieben aber auf Dauer natürlich auch nicht verschont.

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