Klettern und Wandern in Haute Ariege (frz. Pyrenäen) 2. Teil

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Harald Braun
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Klettern und Wandern in Haute Ariege (frz. Pyrenäen) 2. Teil

Beitrag von Harald Braun » 27. Aug 2013, 10:06

Dieses schöne Land ist übersät mir Kirchen im romanischen Stil, nahezu in jeder Ortschaft ist so ein Bauwerk zu sehen. An einem regnerischen Tag sind wir eine Bergstraße von einem Dorf zum anderen, hoch über dem Tal, gefahren. Hier eine kleine Kirche in Axiat (das Dorf liegt in 900 Meter Höhe).
comp_DSCN0643 Axiat, Ardeche, roman. Kirche.jpg
Im ersten Teil meines Berichtes ist ein Foto von einer Wanderung auf den Pic de Tarbéson 2364 m eingefügt.
Vom Gipfel sieht man die verlockende Ostwand des Dent d`Orlu 2222 m, eine fantastische Granit-Kletter-Arena. Das wäre an diesem Tag unser Ziel gewesen, aber die Temperatur von nur +10 Grad hat das verhindert. Aber für den nächsten Besuch der Pyrenäen haben wir uns diese Wand fest vorgenommen.
comp_DSCN0705 Dent d Orlu, Ostwand.jpg
La Roche Ronde in der Nähe des Dorfes Rabat les Trois Seigneurs hat Abbrüche aus Kalk, die Botanik erinnert irgendwie an die Klobenwand im Höllental, aber der Fels ist fest, die Routen sind gut gesichert und bis zu drei Seillängen lang. Ich habe kein Kletterfoto gemacht, weil die Sicht immer einem botanischen Garten gleicht, aber es hat sich trotzdem ausgezahlt.
comp_DSCN0675 Ariege, La Roche Ronde.jpg
Eine schöne Gipfelwanderung führt uns auf den Mont Fourcat 2001 m
Ein einsames Pferd im Nebelmeer am Gipfel überrascht uns
comp_DSCN0687 Ariege, Pferd am Mont Fourcat.jpg
Die Ginstermeere begeistern uns
comp_DSCN0693 Ariege, Lisa am Ginstermeer am Mont Fourcat.jpg
Weil wir schon bei botanischen Eindrücken sind: an zwei Stellen in etwa 1600 m Höhe finden wir wilde Narzissen, wie ich sie sonst noch nie in den Alpen sehen konnte
comp_DSCN0684 Ariege, Lisa mit Narzissen beim Etang d' Arbu.jpg
Montcalm ist eine Gipfelgruppe an der Grenze zu Spanien. Wir fahren eine lange Werksstraße zu einem Stausee, dem Etang de Soulcem und beginnen eine Nebel-Wanderung
comp_DSCN0708 am Angang der langen Wanderung im Nebel bis nach Spanien.jpg
Bald gelangen wir in schneebedeckte Hänge, Pfad und Markierungen sind nicht mehr zu sehen, immer weiter steigen wir in die milchige Suppe, bald wissen wir nicht mehr, so wir sind, aber es ist reizvoll, wir überschreiten einen Sattel, etwa 2500 m hoch. Wie weiter? Wir wollten eigentlich eine Rundwanderung machen, also verfolgen wir Steigspuren an der anderen Seite des Col, die Begehungsspuren werden immer spärlicher, der Nebel hebt sich, die einsame Landschaft ist unendlich groß und beeindruckt uns tief
comp_DSCN0709 im Val Ferrera in Spanien.jpg
Nach langem, steinigem Abstieg erreichen wir eine Alm mit einigen Pferden, und da ist auch endlich ein Wegweiser. Verflixt! Die Namen sind spanisch! Und die Erkenntnis ist beunruhigend: Wir sind auf die spanische Seite des Pyrenäen-Hauptkammes abgestiegen. Weiterer Abstieg würde uns in ein Tal am Ende der Welt bringen, ohne öffentliche Verkehrsmittel, eine Tagesreise von Frankreich entfernt.
Ein Name auf der Tafel ist uns bekannt: Etang de Soulcem 6 Stunden Gehzeit über Port de Bouet! Verflucht! Also alles retour, wieder hinauf in den Nebel, erst einmal 600 Höhenmeter Aufstieg zum Port, Nebel, Wind, Feuchtigkeit, Kälte. Gut, dass wir wenigstens Handschuhe mit haben, Abstieg unendlich lang auf Schneefeldern (ist aber besser für die Knie), um 19 Uhr erreichen wir, feucht und durchgefroren, den Parkplatz beim Stausee.
Das also war unsere "Rasttags-Wanderung" nach Spanien.

Zum Abschluss noch ein Bild der mittelalterlichen Stadt Carcassonne, natürlich ein "Muss" im Südfrankreich-Besichtigungsprogramm
comp_DSCN0635 Carcassonne.jpg
Schön war `s! Und weit weg ist es.
Aber es wird sicher nicht unser letzter Besuch dieser Region sein. Da waren wir uns einig.
Am Ende noch ein reisetechnischer Hinweis:
Ich bin mit dem Wohnwagen gemütlich durch die Lande gereist, nach vier Tagen war ich in Tarascon, dem Hauptort des Departements Ariege. Lisa (sie hatte nur drei Wochen Urlaub verfügbar) kam per Flug nach Toulouse (war preislich günstig), dort hatte ich sie abgeholt. Nach drei Wochen Aufenthalt in den Pyrenäen sind wir wieder nach Toulouse gefahren, Lisa ist zurück geflogen, und ich habe mich auf die viertägige Rückfahrt gemacht, dabei einige kulturelle Sehenswürdigkeiten besichtigt.
Wenn man es eilig hat (und Geld für Autobahn-Maut ausgeben will), ist Val Ariege natürlich in zwei Tagen erreichbar, aber eben, zwei Tage Autobahn-Fahrt über Venedig - Genua - Marseille - Montpellier - Foix - Tarascon, das muss man in Kauf nehmen.

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