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Kapstadt-Tafelberg

Verfasst: 10. Mär 2014, 05:53
von Robert
Monika und ich waren in der zweiten Februarhälfte in der westlichen Kapprovinz (Südafrika). Ich hatte an der Universität Stellenbosch beruflich zu tun und wir nützten dies zu Ausflügen in der Umgebung und zu einem Klettertag. Da wir außer Gurt und Schuhen keine Ausrüstung mitgenommen hatten, baten wir Ross (ein ortsbekannter Kletterer und Guide) uns durch eine klassische Kletterroute am Tafelberg zu führen.Es war sehr heiß (etwa 35 Grad) mit orkanartigem Wind, der es etwas erträglicher machte, allerdings in größerer Höhe unangenehm war. Da wegen des Windes die Seilbahn (unsere eingeplante Abstiegshilfe) eingestellt wurde, wählte Ross eine Route, die nicht bis zum Gipfelplateau führte. Mittels Absteigen und einmal Abseilen erreichten wir eine zweite Route, die zum "India-Venster" führte. India-Venster ist ein gelb markierter steiler Bergwanderweg, der bei der Talstation der Seilbahn startet und leichte Kletterstellen enthaelt. Diesen Weg wählten wir als Abstieg. Vor 10 Jahren bin ich diesen Steig alleine zum Gipfel gegangen, er ist sehr empfehlenswert, damals enthielt er 2er Stellen, die jetzt versichert sind. Der Name kommt übrigens davon, dass er an einem Felsenfenster von der Form des indischen Subkontinents vorbeiführt. Seinerzeit bin ich dann ostseitig ueber einen Normalweg zum großartigen botanischen Garten Kirstenbosch abgestiegen, eine sehr schöne Rundtour (Rückkehr mit Taxi). Übrigens wird am Tafelberg seit mehr als hundert Jahren alpin geklettert.

Ross wählte als Aufstieg die Route "Arrow Face: Fraser`s Variation", die man direkt von der Talstation in einer halben Stunde erreicht. Es sind vier Seillängen etwa im vierten Grad, Riss- und Wandkletterei in Sandstein und Granit, sehr griffig und fest. Wenig Schatten. Der Kletterstil in Südafrika ist lupenreines Alpinklettern: es gibt keine Haken oder Bolts, alle Sicherungen müssen selbst gelegt werden: Ross war bestens mit Cams und Keilen aller Art ausgerüstet. Wir trafen eine weitere Seilschaft in der Route, die dann abseilte und nach Hause ging. Wir hängten noch eine zweite Tour an, die zwar schattig, aber deutlich schwieriger war. Ein leicht überhängender Kamin hatte es in sich. Diese zweite Tour hatte dann auch 6 Seillängen, sodass es insgesamt ein ausgefüllter Klettertag war. Die Blicke auf Kapstadt und über die Bucht sind einzigartig. Die Pflanzenwelt (z.B. Proteen) ist phantastisch. Ross gab uns auch Tipps für weitere Klettergebiete am westlichen Kap: Jonkershoek-Berge in der Nähe von Stellenbosch oder Cedar-Mountains bzw. in der Gegend von Tulbagh die Winterhoek-Mountains. Unseren wunderbaren Klettertag haben wir dann mit einem köstlichen japanischen Abendessen in Kapstadt ausklingen lassen.

Wir haben auch kleinere Wanderungen durch die einzigartige Landschaft am Kap unternommen: auf den Lion`s Head: dabei haben wir eine Kap-Kobra gesehen (scheu, aber sehr giftig). Auch Antilopen aller Art und Paviane trifft man oft. Natürlich war der unglaubliche noch immer bestehende soziale Unterschied zwischen Schwarz und Weiß für Monika und mich schwer zu verkraften, wenngleich ich den Eindruck habe, dass Südafrika auf einem recht guten Weg beim Abbau dieser enormen Ungerechtigkeiten ist. Immer wieder wurden wir von weißen Freunden vor eventuellen Sicherheitsrisiken gewarnt-das hat sich aber als völlig überzogen herausgestellt. Wir waren mit dem Auto auch in der Nacht unterwegs, in Kapstadt und Stellenbosch am Abend auch zu Fuß. Tagsüber sind wir durch ein Township gefahren, immer ohne Probleme. Wir hätten gerne noch viel mehr von diesem wunderschönen Land gesehen-der Aufenthalt war eindeutig zu kurz.

Re: Kapstadt-Tafelberg

Verfasst: 13. Mär 2014, 20:47
von htarno
Bravo Robert! Es ist schon fein, wenn man seine Arbeit mit so einer schönen Tour verbinden kann... :)