Ödsteinkarturm-Schmittweg

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Robert
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Ödsteinkarturm-Schmittweg

Beitrag von Robert » 22. Aug 2014, 19:40

Der heurige Sommer in unseren steirischen Bergen war wetterbedingt eine traurige Angelegenheit: mehrere Touren sind wörtlich gesprochen ins Wasser gefallen und mussten abgesagt werden. Umso dankbarer bin ich für einen glücklichen Zufall, der zu meiner einzigen größeren Tour bis jetzt in diesem Sommer geführt hat. An einem der wenigen schönen Tage beschloss ich spontan ins Gesäuse zu fahren. Ich brach um halb fünf in der Früh in Graz auf und frühstückte gemütlich um sieben Uhr in der Haindlkarhütte. Ursprünglich hatte ich geplant, wieder einmal Jahn-Zimmer oder den Bergführersteig zu machen. Doch plötzlich erschienen Heli und Leo (zwei Bergsteiger aus Ramsau am Dachstein) bei der Hütte und diskutierten über den Schmittweg auf den Ödsteinkarturm. Ich bin den Weg nie gegangen, kannte ihn aber ungefähr aus der "Bibel" von Willi End. Nun erfuhr ich vom Hüttenwirt, der auch ein Topo hat, dass der Schmittweg neuerdings saniert (gebohrte Standplätze und einige Zwischenhaken) und mit roten Punkten markiert wurde. Daher habe ich Heli und Leo gefragt, ob ich mitgehen kann und sie haben freundlicherweise zugestimmt.

Also sind wir um halb acht von der Hütte losgegangen. Man geht entlang des jetzt üblichen Jahn-Zimmer Zustieges aufwärts bis zu jenem Punkt, wo sich dieser nach links über eine breite Geröllrinne zum Schneefeld im Festkogelkar wendet. An diesem Punkt (rote Aufschrift ÖKT) geht man auf Steiglein nach rechts. Die beiden Ramsauer sind um mehr als zehn Jahre jünger als ich und haben ein ordentliches Tempo vorgelegt, sodass ich mich sputen musste. Der Zustiegsweg ist neu hergerichtet und verläuft entlang der Wände, einige erdige und schottrige Rinnen querend nach Westen. Dieser Zustieg unterscheidet sich von jenem in der End-Bibel beschriebenen, zwei Stellen sind mit Kletterseilen versichert. Nach knapp eineinhalb Stunden ab Hütte sind wir beim Einstieg auf einem Sattel, den man über ein Band von einer großen Lärche aus erreicht. Danach kommt eine breite Rinne, westlich davon eine Gruppe kleinerer Lärchen und Felstürme. (Dorthin darf man nicht mehr weitergehen, man würde ins Ödsteinkar gelangen.) Am Einstieg ist ein rot markierter Bohrhaken. Die Schmitt Führe verläuft in Rinnen am rechten Rand eines Latschenrückens aufwärts, rechts der Führe ist eine Steilwand. Die Route verläuft nordostseitig und ist recht schattig, für heiße Tage bestens geeignet. Es genügt wenig Material, vielleicht 5 Express-Schlingen, einige Bandschlingen, eventuell ein paar kleine Friends.

Die Tour ist sehr lang und wir entschlossen uns soweit wie möglich seilfrei zu gehen. So sind wir im Zweiergelände des ersten Drittels sehr schnell vorangekommen bis unterhalb eines großen Bandes, das nach rechts zur Route Horeschowsky-Größl führt. Dort haben wir bei einer Dreierstelle angeseilt und sind ab da am Seil gegangen. Die schwierigeren Stellen in Seilschaft (mit Standplatz Sicherung), im leichteren Gelände mit durchlaufendem Seil und einigen Fixpunkten. Die neue Routenführung ist teilweise begradigt, vermeidet besonders brüchige Passagen und enthält einige nette Viererstellen. Vorsicht ist aber dennoch geboten. Etwa in der Hälfte erreicht man einen Kessel, wo man entlang einer senkrechten Wand, linkshaltend an schwarzen Überhängen vorbei zum Schmitt-Band gelangt. Dort geht es ausgesetzt scharf nach rechts, mehrere Haken. Kurz danach wieder nach oben, sehr schöne Platten (4). Dann auf Band nach rechts zu Grasabsatz. Das Band (Rössel-Band) wird nicht weiter verfolgt, die Route geht über sehr schöne Platten und dunkle Steilstufen (4) nach oben zum Gams-Band, das rechts zur Nordkante leitet. Die Schmitt-Führe überquert dieses Band und erreicht in 3 Sellängen das oberste Band, das nach links zu einem Sattel im Abstiegsweg führt. Nach rechts kann man ebenfalls die Nordkante erreichen, wir sind aber noch eine Sellänge geradeaus zum Gipfel des Ödsteinkarturmes gestiegen, den wir etwa um ein Uhr erreicht haben.

Nach einer ordentlichen Pause am sonnigen Gipfel begannen wir mit dem (seilfreien) Abstieg. Der erste Teil ist anspruchsvoll: einige Meter am Gipfelgrat nach Osten, dann ausgesetzt auf Band abwärts hinunter in den Sattel (2), zu dem man vor der letzten Seillänge ausqueren kann. Ab da (leichter) südseitig auf Bändern abwärts zum Weg, der vom Ödstein zum Festkogel führt: Steinmann, schwache rote Markierungen. Ab hier zwei Möglichkeiten: zum Ödstein (deutlich länger) oder zum Festkogel. Wir entschieden uns für die zweite Variante und waren um etwa drei Uhr am Gipfel des Festkogels, zu dem man über den Westgrat aufsteigt. Bis hierher sind es wegen des Gegenanstiegs fast 1900 Hm vom Haindlkar-Parkplatz. Ich verabschiedete mich von Heli und Leo, denn die beiden wollten rasch ins Tal laufen. Ich habe eine längere Pause gemacht und bin dann gemütlich den mir gut vertrauten Abstiegsweg vom Festkogel nach Johnsbach gewandert. Um halb sieben hatte ich ein köstliches Abendessen beim Kölblwirt.

Herzlichen Dank an Heli und Leo für die Tour und die schönen Fotos. Die Tour ist konditionell fordernd und schwieriger als Jahn-Zimmer, insbesondere weil sie brüchiger ist und auch wegen des anspruchsvolleren Abstiegs. Durch die Sanierung ist die Wegfindung unproblematisch aber nicht trivial. Ich würde die Tour nicht seilfrei gehen, vielleicht nach mehreren Begehungen. Insgesamt eine Supertour für "alte Alpinisten".
Dateianhänge
Schmittweg 007.jpg
Mit Heli am Gipfel
Schmittweg 006.jpg
Mit Leo am Standplatz vor den schönen Platten

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