Klettern in den Lechtaler Alpen (Oktober 2014)

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Harald Braun
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Klettern in den Lechtaler Alpen (Oktober 2014)

Beitrag von Harald Braun » 6. Okt 2014, 14:39

Die Wetterprognosen versprechen Chancen auf etwas alpinere Unternehmungen. Wir fahren spontan am 2. Oktober 2014 nach Tirol, und beziehen unser geschätztes Quartier bei Familie Post im Gästehaus Frischhut in Nassereith.
Unser Ziel sind die Berge nahe der Muttekopfhütte bei Imst. Wir waren schon einmal dort, allerdings nur auf einer geologischen Exkursion, da hatten wir erkannt, dass dort viele lohnende Kletterziele geduldig auf uns warten.

Diesmal fahren wir von Imst aus unbekümmert an der Fahrverbotstafel vorbei bis zur Latschenhütte, das scheint hier toleriert zu werden, das letzte Mal hatten wir das nicht gewagt (ein Schranken drohte!) und sind viele Kilometer zu Fuß aufgestiegen, um dann zu einem überraschend gut gefüllten Parkplatz zu gelangen.
So, heute geht `s also komfortabler, vom Parkplatz erreichen wir in einigen Minuten die Latschenhütte, der Muttekopf beschließt das reizvolle Tal.
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Für geologisch Interessierte: eine in den Alpen nicht oft vorkommende Formation, eine sogenannte „Gosaumulde“ ist hier aufgeschlossen, diese wird von Fachleuten angeblich oft besucht.


Noch eine Stunde weiter geht es zur Muttekopfhütte, der Weg ist angenehm, bald schon sehen wir die schroff aufgestellten tektonischen Schichtpakete der Hinteren Platteinspitze mit der verlockenden Melzerplatte, der Zustieg über die Schutthalte verleitet uns heute allerdings nicht zu einem Besuch

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Unser Ziel ist die Südwand der Engelkarspitze, zu der wir in etwa einer Stunde von der Muttekopfhütte gelangen. Schon viele Seilschaften sind in den Routen zu sehen, verständlich, denn es ist Feiertag in Deutschland, die Hütte scheint gut besucht zu sein. Wir entscheiden uns für den „Paznauner Weg“ und genießen eine feine Kletterei in bestem Fels, Schwierigkeit 6- bzw. 5c, die Absicherung ist vorzüglich, das Gestein von eigenartiger Struktur, wie wir es im Osten der Alpen nicht kennen.
Leider muss ich feststellen, dass ich meinen Fotoapparat vergessen habe. Schade, aber das nächste Mal (und wir werden sicher wieder hierher kommen, so viele lohnende Anstiege gibt es hier noch) werde ich euch einiges zeigen können.
Beim Abstieg erkläre ich, dass ich den abschreckenden Zustieg zur Melzerplatte sicher nicht machen werde! Nein, sicher nicht!!

Am nächsten Tag wird doch über den Schatten gesprungen und zur Melzerplatte aufgestiegen. Wie so eine erholsame Nacht die Entscheidung beeinflussen kann. Interessant. Die Schutthalde ist von der Sorte, wie ich Champagner schätze: EXTRA BRUT
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Aber die Platte ist einfach verlockend, einmal im Leben muss man da hin!
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Die von uns angestrebte Route „7 x 20“ ist von einer Damen-Seilschaft besetzt, so entscheiden wir uns für die etwas schwierigere „Schmetterlingsverschneidung“
Aber wir haben es nicht zu bereuen, fünf exquisite Seillängen (Schwierigkeitsgrad 5+) machen uns viel Freude. Die eigenartige Struktur dieser aufgestellten Plattenpakete ist gut zu sehen, die Kletterei erfolgt durchwegs entlang der steilen Schichtfugen zwischen den kompakten Platten (in denen es natürlich auch Anstiege gibt, aber wesentlich schwieriger)
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6

Die letzten Meter auf einem luftigen Grat zum Abseilzacken, links von Lisas Kopf ist die Muttekopfhütte zu sehen. Ich meine, dass das Kar einen schönen Schiaufstieg zum Muttekopf ermöglicht, ein Ziel für den nächsten Winter.
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Beim Abstieg in der unangenehmen Schutthalde gelangen wir noch in eine günstige Foto-Position, hier noch einmal die Melzerplatte, die „Schmetterlingsverschneidung“ ist gut zu erkennen, ziemlich in der Mitte der Platte hoch ziehend. Rechts im Verschneidungswinkel der Anstieg „7 x 20“ wo sich auch die Abseilpiste befindet.
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Sehr zufrieden wandern wir den Hüttenweg hinunter zum Latschenhütte und zum Parkplatz. Wir versprechen einander, bald wieder hierher zu kommen, weil wir viel Verlockendes gesehen haben. Das nächste Mal soll es allerdings im Sommer sein, damit wir auch in schattigen Nordwänden klettern können.

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