Schneekarturm und Festkogel

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Robert
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Schneekarturm und Festkogel

Beitrag von Robert » 12. Sep 2015, 17:58

Im heurigen August haben Hannes und ich zwei interessante Klettertage in Johnsbach verbracht. Unsere erste Unternehmung war die Route "Waschrumpel" in der Festkogel SW-Wand. Wie üblich sind wir sehr früh in Graz mit dem Auto aufgebrochen und um etwa 6 Uhr in Johnsbach beim Kölbl losmarschiert. Der Zustieg zum Festkogel ist in bestem Zustand, auch der rechte Weg durch den Vorbau. Nach 3 Stunden erreichten wir den Einstieg. Die "Waschrumpel" ist eine relativ neue Route unmittelbar rechts neben der Südverschneidung von Peterka. Diese Verschneidung ist sehr charakteristisch und schon im Zustieg gut zu sehen. Unsere Route verläuft in Platten unmittelbar neben der Verschneidung, der Fels ist ausgezeichnet, die Absicherung für Gesäuse Verhältnisse sehr gut. Zwei Seillängen sind über 50m lang, rechts neben der Route ist eine neue Abseilpiste, die mit einem 60m Doppelseil vorteilhaft benützt werden kann und auch für andere Routen einen zweckmäßigen Abstieg bietet. Die ersten vier Seillängen sind Genusskletterei anhaltend im oberen vierten und unteren fünften Grad, die sechste Seillänge ist anspruchsvoll und mühsam, sie verläuft in einer sehr steilen Wasserrunse (einige Meter im sechsten Grad). Willi End schreibt in seiner "Gesäusebibel", dass Peterka eine Ausstiegsvariante aus der S-Verschneidung gefunden hat (4minus), die die große Wasserrunse links umgeht. Hannes und ich haben uns vorgenommen, beim nächsten Mal diese Variante zu erkunden. Jedenfalls erreicht man nach der Wasserrunse das große Schuttband, auf dem der Ödstein-Festkogel Überschreitungsweg verläuft. Hier kann man rechts zur Abseilpiste queren oder links etwa 40m queren und dann noch zwei Genusslängen anhängen. So erreicht man den Gipfelgrat zwischen Ödsteinkarturm und Festkogel. Der Abstieg zu Fuß ist anspruchsvoll, er verläuft zuerst am Grat nach rechts (Osten) und dann über Bänder abwärts zum Ödstein-Festkogel Weg. Abseilen über die Route bis zum großen Schuttband ist auch möglich. Wählt man wie wir den Abstieg zu Fuß, dann muß man noch auf den Festkogel über den W-Grat und danach den langen Abstiegsweg am Schneekarturm vorbei ins Tal gehen. Alles in allem eine wunderbare lange alpine Unternehmung mit 350Hm Genuss-Kletterei.

Zwei Wochen später wollten wir uns dann den Peterka Ausstieg vornehmen. Zu diesem Zweck sind wir wieder sehr früh aus Graz aufgebrochen, diesmal mit Hammer und Haken ausgestattet, da wir keine Ahnung hatten, was uns erwartet. Als Anstieg haben wir die klassische Lindenbach-Sommerhuber Führe auf den Schneekarturm gewählt, sie ist bei Willi End gut beschrieben. Wir gingen den Festkogelzustieg von Johnsbach aus, dann entlang der Rinnersteinwand im recht steilen Rasen und schließlich im Schrofengelände zur Südwand des Schneekarturms bis auf etwa 1850m Seehöhe. Dort ist der Einstieg. Dabei erlebten wir ein unglaubliches Schauspiel auf der gegenüberliegenden Seite des Schneekares, wo auf einem sehr steilen Rasenhang eine Herde von mehr als 20 Kühen unterwegs war. Einige Kühe stürzten zu Tal, andere folgten rollend und "rodelnd", einige davon laut brüllend. Einzelne stiegen bedächtig ab. Unten sammelten sich alle und es war still. Wir konnten nicht glauben, dass es da weder tote noch verletzte Tiere gegeben hat, so riefen wir die Kölbl Wirtin an, aber sie hat den Vorfall gerade von Schneeloch-Wanderern erfahren und der zuständigen Bäuerin gemeldet. Also begannen wir mit der Kletterei, die ersten 100Hm seilfrei bis zu einer markanten Sanduhr. Dann kommt eine luftige Querung über einer Schlucht (schon von unten gut sichtbar, oberhalb der Route ist ein deutlich sichtbarer Riss) mit großer Höhle am Ende. Über der Höhle wendet sich die Route nach rechts in eine schöne breite kaminartige Rinne. Sobald diese enger wird, quert man am besten rechts hinaus ins plattige Gelände und kommt so bequem zum NW-Grat und auf diesem rasch zum Gipfel. Eine sehr lohnende Tour im dritten Schwierigkeitsgrad, keine Haken vorhanden, aber mit Sanduhren und Schlingen gut zu sichern Am Gipfel des Schneekarturms findet man ein Buch (von Abel eingerichtet, mit Eintragungen vieler alpinistischer Größen).

Nach kurzer Rast stiegen wir über den NW-Grat in die Schneekarturm Scharte ab und querten hinüber zum Festkogel Normalweg, dann hinauf zum Festkogel und über den W-Grat hinunter zum Stand nach der Schlüsselseillänge der "Waschrumpel" (am großen Schuttband nach der Wasserrunse). Dort trafen wir eine Seilschaft, die gerade in der "Waschrumpel" war, die beiden folgenden Seillängen (wegen der schwarzen Wolken) aber ausließ und über die Abseilpiste rasch zu Tal fuhr. Wir trauten dem Wetter und kletterten im leichten Gelände westlich der S-Verschneidung abwärts. Dort bauten wir einen guten Stand mit Haken und Friend und seilten in die Route "Waschrumpel", ungefähr 20m bis zum Abzweigungspunkt. Mit zwei weiteren geschlagenen Haken haben wir die Variante "klassisch" abgesichert. Der Abzweigungspunkt ist in der Verschneidung, wenige Meter unterhalb des Standplatzes vor der großen Wasserrunse und mit 2 geschlagenen Haken ausgestattet (danach kurz etwas brüchig). Man kann ihn als Zwischenstand verwenden, oder aber mit einem 60m Seil bis zum oberhalb von uns eingerichteten guten Stand weitergehen. Mit dieser Variante wird die Waschrumpel nie schwieriger als 5, eine wahre Genusskletterei.

Das Wetter wurde wieder besser, so hat Hannes noch eine Höhle in der Barth-Gütl Schlucht besucht und fotografiert (einige Fotos werden wir später in diesem Beitrag ergänzen). Danach stiegen wir wieder zum Festkogel auf und wanderten über den Normalweg zu Tal. Auf dem Steilhang neben dem Schneelochweg sahen wir eine tote Kuh liegen, alle anderen waren weg. Spuren am Weg zeigten, dass die anderen Kühe ins Tal getrieben wurden und wir trafen sie auf der Wiese vor dem Kölblwirt. Beim Abendessen dort um acht Uhr erzählte uns die Wirtin, dass alle anderen Kühe (bis auf eine verletzte) wohlauf waren. Wir hätten nicht gedacht, dass dieser Vorfall so glimpflich ausgegangen ist.
Dateianhänge
barth_guetl_3_bruecke.jpg
Barth-Gütl-Höhle
schneekarturm_buch.jpg
Gipfelbuch
schneekarturm.jpg
Am Schneekarturm mit Blick auf Festkogel
Zuletzt geändert von Robert am 22. Sep 2015, 10:23, insgesamt 2-mal geändert.

htarno
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Re: Schneekarturm und Festkogel

Beitrag von htarno » 14. Sep 2015, 08:08

Danke für diesen sehr interessanten Bericht und für's "Mitnehmen"! Bin schon gespannt auf Eure Bilder.
LG, Harald

Robert
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Re: Schneekarturm und Festkogel

Beitrag von Robert » 22. Sep 2015, 10:22

Jetzt sind die Bilder da (leider nur drei).

Robert

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