Wildes Grazer Bergland

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Robert
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Wildes Grazer Bergland

Beitrag von Robert » 11. Aug 2017, 08:12

Das Grazer Bergland ist als bestens erschlossenes Genuss-Klettergebiet weithin bekannt und unzählige Routen sind im Kletterführer von Grabner-Schall-Ostermayer hervorragend beschrieben.Dort findet man auch den direkten Westgrat auf den Röthelstein mit einem brauchbaren Topo. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Bärenschützklamm, der Zustieg erfolgt über Forststraßen und unmarkierte Steige- Teile davon stimmen mit dem unteren Höllgrabensteig überein. Der direkte Westgrat ist eine abenteuerliche Tour im vierten Grat, sehr schlecht abgesichert in teilweise unzuverlässigem Gestein. Der Einstieg ist nicht ganz leicht zu finden, die Orientierung in der Route ist auch nicht trivial. Immer wieder kreuzt man den alten Westgrat (leichtere Tour im dritten Grad). Anfang August 2017 haben Hannes und ich den direkten Westgrat in Angriff genommen. Ich muss hier sagen, dass Hannes ausgezeichnete Ortskenntnisse am Röthelstein besitzt: er ist als Höhlenforscher dort oft unterwegs, hat einige neue Höhlen gefunden und viele vermessen. Diese Ortskenntnisse erleichterten sehr den Zustieg und den Abstieg. Der Origialeinstieg sieht wild aus und wir waren uns nicht sicher, also haben wir eine Umgehung vorgenommen. Es geht im schrofigen Gelande und über schöne Steilstufen hinauf. Gelegentlich findet man alte Haken und betonierte Sanduhren. Franz Horich lässt grüßen.

Zuerst steigt man gerade bzw. leicht links haltend an, dann wendet man sich deutlich nach rechts, bis man den eigentlichen Grat erreicht. Waldpassagen wechseln mit interessanten Steilstufen. Eine Steilstufe muss man nach 10m rechts in einer schönen kaminartigen Rinne bei einer Schlinge verlassen und erreicht so den oberen Grat. Dieser besteht aus vielen Türmen, die man teilweise überklettert oder umgeht. Der letzte Turm hat eine schöne Viererstelle, danach quert man in den Wald aus. Nach der Waldpassage hat man 2 Ausstiegsvarianten: wie im Topo angegeben eine steile schöne Wand (2 SL) oder die Aussiegsschlucht (leichter). Hier sei angemerkt, dass im Waldstück weiter unten (im Aufstieg auf der rechten Seite) die Portalhöhle zu finden ist. Wir haben sie im vergangenen Herbst durch Abseilen in der Aussiegsschlucht von oben erreicht und Hannes hat sie vermessen (während ich es mir am Höhleneingang gemütlich gemacht habe). Unmittelbar nach dem Aussieg erreicht man einen wunderschönen Platz mit Hochschwabblick. Es war Zeit für eine ausgiebige Jause (nach fast 20 Seillängen, im Topo sind nur 16 angegeben, da einiges verkürzt dargestellt ist).

Für den Abstieg gibt es mehrere Varianten. Wir wählten den Weg am Grat Richtung Nordseite des Bucheben Sattels und dort die Schlucht abwärts nach Norden. Dieser Weg ist kaum begangen und erfordert manchmal Abklettern an Wurzeln. So erreicht man nach etwa 200 Hm den Abstiegsweg von der Grastöter Diagonale, mit orangenen Punkten markiert. Eine andere Option ist der alte Bucheben Jagdsteig. Dort wurden aber die Holzleitern entfernt und es ist Abseilen an einer Stelle nötig (hängender Strick vorhanden). Auch so erreicht man etwas tiefer den Grastöter Abstiegsweg. Andere Abstiegsvarianten sind der Wanderweg vom Buchebensattel nach Mixnitz (einfach, aber großer Umweg) bzw. der Aufstieg auf den Röthelsteingipfel und Abstieg von dort Richtung Drachenhöhle. Dazu geht man vom schönen Ausstiegsplatzerl nach Westen. Vom Gipfel des Röthelsteins kann man natürlich neben dem üblichen Abstiegsweg (oberster Teil des Kellersteigs und Schlucht zur Steinries) auch eine der leichten Kletterrouten wählen (z.B. Friesenband oder Fontanesteig). Diese Routen sind nicht schwerer als 2-3, beinhalten aber Abseilstellen. Den Fontanesteig sind wir heuer auch im Aufstieg begangen (Einstieg links der Drachenhöhle), weil Hannes die Fontanesteig Höhle vermessen wollte. Dabei haben wir festgestellt, dass die Schlüsselstelle (Schrempf Rinne) mit Schotter gefüllt ist. In einer nachfolgenden Begehung haben wir sie geputzt, und die Absicherung mittels eines Seilstricks "saniert" (siehe erstes Foto unten). Etwa 100 Hm unterhalb der Drachenhöhle kann man bequem zu einer Forststraße queren, die dort einmündet, wo man schon im Zustieg war.

Zusammenfassung: der Röthelstein im Grazer Bergland bietet für jeden Geschmack etwas: Wanderwege, alpine Steige, Höhlen, leichte und schwere Kletterrouten (siehe Schall-Führer), und sogar alpinistisch Anspruchsvolles.
Dateianhänge
Foto0281.jpg
Schrempf-Rinne "saniert"
kleiner-DSC04497.JPG
Direkter Westgrat, Gesamtansicht
kleiner-DSC04486.JPG
Direkter Westgrat, eine Schlüsselstelle
kleiner-DSC03957.JPG
Schrempf-Rinne (mit Aufschrift)
kleiner-DSC03954.JPG
Schrempf-Rinne "Urzustand"

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