Tourenbericht Südfrankreich 2021

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Robert
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Tourenbericht Südfrankreich 2021

Beitrag von Robert » 20. Jan 2022, 18:05

Von September 2020 bis März 2021 hatte ich (mit Unterbrechungen) beruflich in Südfrankreich zu tun. Gewohnt habe ich in Luminy am Rand der Calanques zwischen Marseille und Cassis. Durch Corona bedingt konnte ich diese Gegend nur selten verlassen und war als Wanderer, Kletterer und Schwimmer oft in den Calanques unterwegs. Dabei beging ich markierte und unmarkierte alte Wege. Gelegentlich bin ich über leichte Klettereien zum Meer abgestiegen, um in einsamen Buchten zu schwimmen. Dabei wurde deutlich, dass sich die Landschaft (die ich seit Jahrzehnten kenne) deutlich verändert hat: einige Wege sind abgeschwemmt und manche Felspassagen sehr brüchig durch die voranschreitende Erosion.

Die Kletterrouten sind jetzt deutlich besser abgesichert als früher und so konnte ich einige Touren in Etappen alleine begehen (bis 4c). Als dann manchmal Besucher kamen, haben wir die Routen komplett durchstiegen. So etwa mit Peter die klassische Tour parroi noire im schwarzen Wandteil der Crêt St Michel mit traumhaften Blicken in die Bucht von Morgiou. Die Schlüsselseillänge (die dritte von insgesamt vier) ist ein satter 5er (Risse, Platten und ein schöner Kamin, mittlere Friends beruhigen). In diesem Bereich gibt es auch viele lohnende kurze Touren (1-2 Seillängen) von denen ich einige gemacht habe (bis 5b). Einige schöne Touren haben sich als zu schwer herausgestellt. Grundsätzlich ist dieses Klettergebiet im Winter besonders interessant.

Im Oktober habe ich mit Monika einige Ausflüge mit ausgedehnten Wanderungen und Bergtouren unternommen. Besonders erwähnenswert ist die Besteigung der Montagne Ste Victoire über die tracé noir. Dieser Weg führt südseitig über Schotterterrassen und leichte Kletterstellen(1-2, mit tollen Tiefblicken) zum Gipfel. Vor Erreichen des Gipfels quert man in leichter Kletterei eindrucksvoll von der Süd- zur Nordseite des Berges durch eine Höhle. Einige Wochen später bin ich nochmals alleine auf der tracé vert zum Gipfel aufgestiegen. Dieser Weg verläuft auch südseitig und ist schwieriger (3er Stellen). Man erreicht ihn in einer knappen halben Stunde vom Refuge Cezanne. Vor der Höhle mündet dieser Weg in die tracé noir ein. Im Abstieg gibt es zwei kurze Abseilstellen. Nach diesen Touren in der Nähe von Aix en Provence ist es lohnend, diese wunderschöne Stadt zu besichtigen und hervorragenden Wein (Côte de Provence) zu verkosten und zu kaufen. Besonders erwähnen möchte ich auch eine ausgedehnte Küstenwanderung entlang der Route des Crêtes. Dieser Weg ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und führt von La Ciotat nach Cassis. Man hat wunderschöne Ausblicke aufs offene Meer.

Ein besonderes Schmankerl dieses Aufenhalts in Südfrankreich war ein verlängertes Wochenende im September, das ich rund um das Ecrin Massiv (südlichster Viertausender der Alpen) verbracht habe. Da ich alleine unterwegs und die Hütten schon geschlossen waren, habe ich von hochalpinen Unternehmungen (Meije Überschreitung) Abstand genommen und bin einige Klettersteige bei La Grave und bei St Christophe gegangen. Besoders eindrucksvoll war der Klettersteig bei St Christophe, der durch eine wasserreiche Schlucht führt und kurz vor dem Ort endet. Vom Ausstieg sind es nur wenige Schritte zum Friedhof, auf dem man das Grab von Emil Zsigmondy findet. Er ist in der Meije S-Wand abgestürzt, nachdem er zuvor die Erstbesteigung der Überschreitung mit seinem Bruder gemacht hat. Das hat mich an die heimatlichen Gesäuseberge erinnert, wo Zsigmondy an der N-Seite des Reichensteins einen klassischen (und heute kaum begangenen) Anstieg eröffnet hat.

Nach meiner Rückkehr aus Südfrankreich war in der Obersteiermark noch Winter und ich konnte die Schi aus dem Keller räumen und einige schöne Schitouren unternehmen (Lugauer, Kreuzmauer, Festkogel, Scheiblingstein).

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