Zillertal Runde - Berliner Höhenweg

Antworten
noradiana
Beiträge:3
Registriert:10. Aug 2009, 15:29
Zillertal Runde - Berliner Höhenweg

Beitrag von noradiana » 14. Sep 2009, 06:25

mit Abweichungen (leider) und (tollen) Ergänzungen
Hallo liebe Reichensteiner,

ich kann euch nicht mit so tollen Kletterberichten wie Gerhard Osterbauer erfreuen (über V komme ich selbst im Nachstieg nicht hinaus), aber ich hoffe, es gibt auch einige (Weit-)Wanderer unter euch.
Im September habe ich gemeinsam mit Paul - meinem Vater - noch eine längere Wanderung am Berliner Höhenweg in den Zillertaler Alpen unternommen, über die ich euch kurz berichten und auch empfehlen möchte. Hier der Plan:

Tag 1: Anreise nach Mayrhofen und Aufstieg auf die Gamshütte
Tag 2: Gamshütte - Friesenberghaus
Tag 3: Friesenberghaus - Hoher Riffler - Olpererhütte
Tag 4: Olpererhütte - Olperer - Schlegeisstausee - Furtschaglhaus
Tag 5: Furtschaglhaus - Schönbichler Horn - Berliner Hütte
Tag 6: Berliner Hütte - Schwarzenstein - Mörchenscharte - Greizer Hütte
Tag 7: Greizer Hütte - Gigalitz - Lapenscharte - Kassler Hütte
Tag 8: Kassler Hütte - Edelhütte
Tag 9: Edelhütte - Mayrhofen

Wie immer hatten wir einen recht ehrgeizigen Plan, von der Umsetzung wird jetzt berichtet.
Am ersten Tag - 3.9. - verlief noch alles planmäßig, mit der Ausnahme, dass jeder, der versucht mit dem Auto ins Zillertal anzureisen, ein Parkplatzproblem haben wird. Nach stundenlanger Autofahrt endlich angekommen suchten wir verzweifelt, bis wir in Finkenberg in einer Kehre unser Gefährt abstellen konnten. Anschließend konnte endlich die Wanderung beginnen. Bei schwülem Wetter stiegen wir nachmittags auf einem wunderschönen Waldweg zur Gamshütte auf. Der für diesen Tag vorhergesagte Schlechtwettereinbruch ließ auf sich warten, nur ein wenig wolkig war’s.
Nun fing das Hüttenleben an, wie wir’s alle kennen, keine Dusche usw. Im Zillertal kommt eine Besonderheit dazu - Frühstück nur äußerst selten vor 7 in der Früh.
Am nächsten Morgen hörten wir schon vor dem Aufstehen den Regen gegen das Fenster schlagen. Wir beschlossen, uns bei solchen Wetter - Nebel kam noch dazu - die lange Wanderung zum Friesenberghaus nicht anzutun. Wir stiegen nach Ginzling ab und fuhren mit dem Bus zum Schlegeisstaussee, wo wir in der Dominikushütte (keine Hütte im eigentlichen Sinn) übernachteten.
Am 5.9. war das Wetter besser, aber es hatte in der Nacht sehr weit heruntergeschneit. Trotzdem stiegen wir zum Friesenberghaus auf, wo wir uns nach der Route auf den Hohen Riffler (3231hm) erkundigten. Nach der Auskunft (eine II- Stelle, die ich aber nicht entdeckt habe) wollten wir trotz Schnee und Eis soweit wie möglich aufsteigen. Unsere „Erkundungstour“ endete erst am Gipfel. Im Abstieg nahmen wir noch die Petersköpfl (2769hm) mit, einen flachen Gipfel, der über und über bedeckt ist mit Steinmännern - ein sehr beeindruckender Anblick. Angeblich sind es über 800, ich habe mir aber nicht die Mühe gemacht, sie zu zählen.
Nach dem Abstieg zum Friesenberghaus überlegten wir, ob wir noch weiter zur Olpererhütte gehen sollten, erhielten aber via Telefon die Auskunft, dass nur noch Notlager frei wären. So beschlossen wir, im Friesenberghaus zu bleiben, da wir auch schon müde waren - ein Fehler, am nächsten Tag erfuhren wir, dass 12 Leute ausgefallen waren.
Der 6.9. begann mit der Wanderung vom Friesenberghaus zur Olpererhütte. Die geplante Besteigung des Olperers fiel aus, da der Gipfel den ganzen Tag in Wolken gehüllt war, die von stürmischem Wind immer wieder zusammen getrieben wurden. Also gingen wir nur bis zum Einstieg in den SO-Grat auf 2859hm, wo wir dann umdrehten. Der Abstieg von der Olpererhütte zurück zum Schlegeisstaussee verlief mit ständig herrlichem Seeblick und Rundsicht sehr schnell. Am See entlang ging’s weniger schnell; er ist doch recht lang. Dafür war der Aufstieg aufs Furtschaglhaus war wiederum rasch. Am Abend war noch ein „Fotomarathon“ mit dem Großen Möseler - der zum Glück nicht auf dem Plan stand -angesagt.
Der nächste Tag begann mit schönem Wetter, wir stiegen also auf’s Schönbichler Horn (3133hm), das den Übergang zur Berliner Hütte darstellt. Wir erreichten den Gipfel als erste, und gönnten uns eine Gipfelrast mit wunderbarem Tiefblick. Der Abstieg ist am Anfang ausgezeichnet versichert, aber es war ein wenig eisig. Anschließend geht es ein Stück am Grat entlang, und dann folgt ein die Knie sehr beanspruchender Abstieg zur Berliner Hütte. Die Berliner Hütte kann zu recht als „Hotel Berlin“ bezeichnet werden; ich glaube, ich war noch nie in einer größeren Hütte. Nach der Auskunft des Hüttenwirts über den Schwarzenstein war klar, dass der Plan für den nächsten Tag nicht halten würde. Aufgrund der Annehmlichkeiten, die die Berliner Hütte bot, beschlossen wir nicht auf den Schwarzenstein zu verzichten und blieben somit eine weitere Nacht in der Berliner Hütte.
Am 8.9. gingen wir also in Richtung Schwarzenstein (3368hm) los. Dieser liegt direkt an der Grenze zu Italien - sein zweiter Name lautet Sasso Nero. Der Weg geht markiert zuerst über Wiese, später Geröll (eine Leiter) zum Gletscher. Der Hauptteil des Gletschers - nach dem Schwarzensteinsattel - ist flach; es geht an einer Schneekante entlang bis zum kurzen Geröll-Gipfelgrat. Es war ein herrlicher Tag mit toller Sicht, doch die Speicherkarte unserer Kamera war voll ( :? grrrrrr!!). Von der italienischen Seite ist der Berg viel stärker begannen; von österreichischer Seite waren wir die einzigen. Kein Wunder - liegen doch 2 Stunden Gehzeit und 900hm Unterschied dazwischen; die Berliner Hütte liegt auf 2042hm; die italienische Schwarzensteinhütte auf über 2900hm! Der Schwarzenstein war vermutlich der schönste Gipfel auf der Tour. Der Abstieg erfolgt auf dem selben Weg wie der Aufstieg. Zurück im Hotel Berlin genossen wir eine Dusche!
Die Etappe vom 9.9. war der Übergang zur Greizer Hütte. Von der Berliner Hütte ging’s zuerst zum Schwarzensee, und weiter in die Mörchenscharte (2957hm). Der Abstieg von der Scharte in 150 (!) Kehren war und ist nichts für Knieprobleme! Außerdem muss man im Anschluss noch mal ein gutes Stück hinauf zur Greizer Hütte. Dort angekommen bewunderten wir zuerst einmal die „Meldestelle für alpine Unfälle“, einen Unterstand in dem außer einem Haflinger nichts zu sehen war. Ich glaube nicht, dass der bei einem Bergunfall so eine große Hilfe ist .... :) .
Wegen vorhergesagtem Schlechtwetter (mit Schnee) beschlossen wir, nur noch die darauffolgende Etappe zu gehen und anschließend abzusteigen. So gingen wir am 10.9 in Richtung Lapenscharte (2701hm). Bei der Abzweigung zum Gigalitz (3002hm) deponierten wir das meiste unseres Gepäcks und stiegen befreit auf den Gipfel auf. Der Auf- und Abstieg erfolgte auf einem etwas erdig-rutschigem Grat mit leichter Kletterei. Oben genossen wir noch Sonne; alle uns folgenden Karawanen steckten mit dem Kopf in der Nebelsuppe! Wieder unten zurück nahmen wir unser Gepäck und stiegen in die Lapenscharte auf. Von dort ging’s wieder hinunter, zuerst über Geröll, dann noch ein wenig angenehmer über einen steilen, matschigen Pfad zur Grünen-Wand-Hütte. Unten angekommen konnte ich die Füße kaum noch durchstrecken ... .
Um uns wenigstens etwas zu ersparen nahmen wir den Bus zurück nach Mayrhofen, auch der Masochismus hat Grenzen, ... . Nach dem letzten Aufstieg nach Finkenberg stellten wir erfreut fest, dass unser Gefährt noch immer auf dem ihm bestimmten Platz stand!
Insgesamt haben wir in 8 Tagen 8,8 Höhenkilometer hinauf und hinunter zurückgelegt. Die Tour ist zwar anspruchsvoll, aber der Berliner Höhenweg ist für ausdauernde Wanderer sicher ein lohnendes Ziel. Zur Entspannung verbrachten wir im Anschluss noch einige Tage im Naturpark Sölktal (angenehme Wanderungen, gutes Essen & viel Schlaf!).
Wenn ihr Zeit dazu findet, würde ich mich natürlich über eure Be- und Anmerkungen sehr freuen!

htarno
Beiträge:424
Registriert:31. Mär 2009, 19:29

Re: Zillertal Runde - Berliner Höhenweg

Beitrag von htarno » 18. Sep 2009, 05:44

Hallo liebe "noradiana",

ein paar wunderschöne Tage habt Ihr da in den Zillertalern verbracht! Gratulation zu den schönen Touren! Ich möchte Deinem Bericht einige Bilder hinzufügen, die ich vor ein paar Jahren zwischen Berlinerhütte und Furtschaglhaus gemacht habe. Wir waren damals auch begeistert von der wunderbaren Gegend und haben das Schönbichlerhorn in allerbester Erinnerung.
18 Berliner Hütte.jpg
Die Berlinerhütte ist eine der großten und wohl die imposanteste AV-Hütte und steht zu Recht unter Denkmalschutz.
01b Berliner Hütte.jpg
Blick vom Aufstieg zum Schönbichlerhorn zurück auf die Berlinerhütte und das Felshorn der Zsigmondyspitze.
31 Schlange.jpg
Unterhalb des Schönbichlerhorns scheint da eine Schlange ihren Abdruck hinterlassen zu haben.
47 Möseler.jpg
Der Möseler vom Schönbichler Horn aus gesehen.
55 Hochfeiler & Hochferner.jpg
Die in den letzten jahren stark abgeschmolzene N-Wand des Hochfeilers hoch über dem Furtschaglhaus.
Herzliche Grüße und noch möglichst viele schöne Bergfahrten im Herbst!
Harald
Zuletzt geändert von htarno am 26. Sep 2009, 08:09, insgesamt 1-mal geändert.

Gerhard Osterbauer
Beiträge:45
Registriert:20. Feb 2009, 20:47

Re: Zillertal Runde - Berliner Höhenweg

Beitrag von Gerhard Osterbauer » 25. Sep 2009, 20:19

Liebe Nora!

Dein Bericht ist super! Genauso wie die Tour, die du unternommen hast! Ich kenne die Gegend dort überhaupt nicht, nur auf den Hochfeiler bin ich einmal von der Südtiroler Seite hinaufgestiegen, aber dein Bericht macht auf jeden Fall Lust, eines Tages dorthin aufzubrechen. Ich hoffe, dass du uns in unserem Forum noch oft mit deinen Berichten versorgst!

Alles Gute für einen schönen Bergherbst...
Gerhard

Vera Marie
Beiträge:6
Registriert:15. Mai 2009, 10:26

Re: Zillertal Runde - Berliner Höhenweg

Beitrag von Vera Marie » 8. Okt 2009, 19:56

Liebe Nora! Endlich bin auch ich wieder einmal online. Ich habe deinen Bericht mit Interesse gelesen und er hat viele Erinnerungen wachgerufen. Der Höhenweg war nicht nur einmal mein Ziel, auch im Winter war ich dort schon skitourenmäßig unterwegs. Hast du eigentlich die "Schlange" gesehen?
Mach weiter so, alles Liebe und Gute
deine Vera

noradiana
Beiträge:3
Registriert:10. Aug 2009, 15:29

Re: Zillertal Runde - Berliner Höhenweg

Beitrag von noradiana » 19. Okt 2009, 19:14

Hallo liebe Vera,

ja ich habe die Spur der Schlange gesehen, die hat schon vor uns diesen tollen Platz entdeckt!
Auch hier nochmals alles Liebe und Gute zum Geburtstag!

Nora

P.S.: Ich freue mich sehr über die doch recht zahlreichen Antworten.

Antworten