CARSTENSZ PYRAMIDE (4.884 m)

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Gerhard Osterbauer
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CARSTENSZ PYRAMIDE (4.884 m)

Beitrag von Gerhard Osterbauer » 14. Dez 2009, 07:25

Nun, das mag ein etwas ungewöhnlicher Beitrag zu unserem Forum sein, aber warum nicht:

Vom 19. Oktober bis zum 11. November unternahm ich eine Expedition nach Papua um dort die Carstensz Pyramide (4.884 m) zu besteigen. Ich war mit meinem Freund Gerald Fiala unterwegs. Gerald ist kein Reichensteiner – aber was nicht ist, kann ja noch werden…

Die Anreise nach Papua erschien mir extrem lang. In der Zeit die dafür notwenig ist, kommt man von Österreich locker zwei Mal in den Himalaya. Eigentlich fliegt man fast um die halbe Welt. Aber irgendwann war das geschafft.

Das größte Problem einer Expedition an die Carstensz Pyramide ist definitiv überhaupt einmal an den Berg heranzukommen. (Über diese Probleme und das ganze Drumherum werde ich April-Dachl mehr berichten. Hier will ich mich lieber nur auf den Berg selbst beschränken.)Jedenfalls – hat man den Berg einmal erreicht, dann ist ein Großteil schon geschafft.

Die Nordwand der Carstensz Pyramide ist (meiner Meinung nach – weil es gibt auch andere Berichte) ziemlich genau 650 Meter hoch. Sie ist, wie ihr auf den Bildern sehen könnte, eine ziemlich steile Plattenwand. Der Fels ist fantastisch und irgendwie finde ich, ist die Kletterei der Jahn-Zimmer in der Hochtor Nordwand nicht unähnlich. Wenn ihr euch nun fragt: „Warum um die halbe Welt fliegen, wenn es eh wie die Jahn-Zimmer ist?“ Naja – das Haindlkar ist halt nicht der Urwald von Papua. Und wenn die Einheimischen im Xeis auch einen wilden Ruf genießen – an die Papua Indianer mit ihren Penisköchern und Pfeil und Bogen kommen sie nicht heran.

Nach einigen Akklimatisationstagen im Lager auf etwa 4.000 Meter gingen wir am Mittwoch den 28. Oktober die Pyramide an. Entlang der gesamten Route ist ein Fixseil angebracht, das man aber eigentlich nie braucht. Die Kletterei ist meistens im II. Schwierigkeitsgrad oder sogar leichter. Hin und wieder mischt sich einmal eine IIIer-Stelle dazwischen, aber wie gesagt: immer in herrlichem, bombenfestem Fels! Ein Klettertraum. Wäre diese Route in den Alpen, sie wäre hoffnungslos überlaufen.

Eine außergewöhnlich Stelle gibt es dann doch noch: Früher seilte man 15 Meter tief in einer Scharte ab, und kletterte auf der anderen Seite eine Seillänge V+ wieder hinauf auf den Grat. Heute hat man ein 20 Meter langes Seil über die Lücke im Grat gespannt und an diesem hangelt man sich jetzt auf die andere Seite der Scharte hinüber. Eine lustige Turnübung, die man „Flying Fox“ oder „Tyrolian“ nennt. Hat man das hinter sich, sind es noch zwei weitere aber viel kleinere Scharten am Grat und nach ein paar Aufschwüngen standen wir auf dem Gipfel. Natürlich wollten wir die 49 Minuten Rekordzeit vom Skyrunner Christian Stangl unterbieten, aber dann wurden es doch 3 Stunden und ein bissl was. Egal. Wir standen beide – bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel, was an diesem Gipfel so gut wie nie der Fall ist – auf der Carstensz Pyramide. Dem höchsten Punkt Ozeaniens. Für beide von uns war es der sechste in der Reihe der sogenannten „Seven Summits“. Jetzt fehlt uns „nur“ noch der Everest. Aber das ist eine andere Geschichte…
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Willkommen in Papua!
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Die Route an der Carstensz Pyramide
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Wunderschöne Kletterei im Mittelteil der Wand
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Der "Flying Fox"
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Am Gipfel der Carstensz Pyramide (4.884 m)

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